„Die ökologische Transformation der Wirtschaft ist nicht nur eine Jahrhundertherausforderung – sie ist auch eine Jahrhundertchance. Gerade ein Hochtechnologieland wie Baden-Württemberg hat hier sehr viel mehr zu gewinnen als zu verlieren“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einer Rede an der University of Oxford. „Wir müssen diese Aufgabe richtig angehen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und nicht über ihre Köpfe hinweg. Wir müssen zuhören, wo es Kritik gibt und auf Bedenken mit Argumenten antworten. Wir müssen Lösungen entwickeln und Brücken bauen statt Gräben aufreißen. Dann wird der Klimaschutz gelingen. Vielleicht wird er dann auch unsere Gesellschaft zusammenführen, da er eine gemeinsame Aufgabe von allen ist.“ An der Oxford University nahm Ministerpräsident Kretschmann auch an einer Präsentation zur Forschung im Bereich „KI und maschinelles Lernen in der Gesundheitsversorgung“ teil und kam danach mit Studierenden der Oxford University German Society ins Gespräch.
In England wurde Ministerpräsident Kretschmann begleitet vom Staatssekretär für politische Koordinierung und Europa im Staatsministerium Florian Hassler, der Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Petra Olschowski, dem Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Dr. Patrick Rapp, den Vertretern des Landtags Raimund Haser (CDU) und Daniel Karrais (FDP) und einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation.
Bilaterale Beziehungen neu ordnen und festlegen
„Die COVID-19-Pandemie hat uns auf beeindruckende Weise vor Augen geführt, wie wichtig internationale Forschungskooperationen im Gesundheitsbereich sind. Auch chronische Leiden wie Krebs nehmen in unseren alternden Gesellschaften zu. Zugleich schreitet die Digitalisierung voran und bietet neben der Forschung enorme Möglichkeiten für eine bessere Diagnostik, Therapie und auch die Vorbeugung von Krankheiten“, sagte Wissenschaftsstaatssekretärin Olschowski. Britische Forschungseinrichtungen und Unternehmen gehören zu den weltweit führenden auf dem Gebiet der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz im Gesundheitssektor. „Aus diesem Grund haben wir mit unserer Delegation aus Wissenschaft und Wirtschaft die führenden Forschungs- und Innovationsstandorte in den renommierten Health Tech-Clustern in London und Oxford besucht. Unser Ziel ist es, für den Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationsstandort Baden-Württemberg zu werben, die bestehenden Kontakte noch weiter zu vertiefen und neue anzubahnen.“
Bereits am Vormittag traf Ministerpräsident Kretschmann zu einem Gespräch mit der britischen Finanzstaatssekretärin Helen Whately zusammen. „Für Baden-Württemberg ist das Vereinigte Königreich ein sehr wichtiger Partner in Europa. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass wir unsere bilateralen Beiziehungen nach dem Brexit neu ordnen und festigen. Die Einigung über ein Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und dem Vereinigten Königreich begrüßen wir. Somit konnte zumindest ein ,no Deal‘ abgewendet werden“, sagte Kretschmann. „Insbesondere die Zusammenarbeit bei nachhaltigen Technologien, erneuerbaren Energien und Greentech ist für uns von großer Bedeutung.“ Daneben sprachen Ministerpräsident Kretschmann und Staatssekretärin Whately auch über Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen und bei der Digitalisierung. Ebenfalls führte Kretschmann ein Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär für Technologie und digitale Wirtschaft Chris Philp.
"Wir wollen alles dafür tun, damit unsere guten Beziehungen zu Großbritannien weiter eng und freundschaftlich, langfristig ausgelegt und belastbar bleiben. Für Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Mittelständler, Start-ups oder Investoren soll unser 'BW-UK Office' künftig Ansprechpartner und Anker sein."
Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Auslandsrepräsentanz des Landes in London eröffnet
Am Abend in London eröffnete Ministerpräsident Kretschmann das „BW-UK Office“, die Auslandsrepräsentanz Baden-Württembergs in Großbritannien. Diese neue Anlaufstelle wird künftig die bilateralen Wirtschafts-, Innovations- und Wissenschaftsbeziehungen zwischen Baden-Württemberg und dem Vereinigten Königreich fördern. Der Schwerpunkt soll dabei auf Zukunftsthemen im Bereich der Digitalisierung und Innovationsförderung liegen – etwa auf der Künstlichen Intelligenz, der Transformation in der Automobilwirtschaft, der Start-up-Förderung, der Gesundheitswirtschaft sowie auf Energie und Klimaschutz. „Mit dem Brexit muss alles neu geordnet werden: Zollbestimmungen, Einreisebedingungen, Anerkennung von Qualifikationen, Zertifizierungen und vieles mehr. Auf diese Herausforderung stellen sich unsere Unternehmen in Baden-Württemberg und ihre Handelspartner nun ein“, so Kretschmann. „Wir wollen alles dafür tun, damit unsere guten Beziehungen zu Großbritannien weiter eng und freundschaftlich, langfristig ausgelegt und belastbar bleiben. Für Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Mittelständler, Start-ups oder Investoren soll unser ,BW-UK Office‘ künftig Ansprechpartner und Anker sein.“
„Die Idee für unser ,BW-UK Office‘ ist bereits im vergangenen Jahr im Staatsministerium entstanden. Unser Auslandsbüro verfolgt einen modernen, dezentralen Ansatz: Es besteht nicht aus festen Räumlichkeiten im klassischen Sinn. Vielmehr wird flexibles Arbeiten und Präsenz in London und in anderen Städten Großbritanniens sowie in Baden-Württemberg im Vordergrund stehen“, so Staatssekretär Hassler. Die Auslandsrepräsentanz wird von Baden-Württembergs Standortagentur Baden-Württemberg International betrieben und arbeitet unter anderem eng mit den Wirtschaftsförderungsagenturen Scottish Development International und London & Partners zusammen. Außerdem ist sie Fördermitglied bei der Britischen Industriekammer in Deutschland. „Das ist ein wirklich starkes Netzwerk. Mit dem ,BW-UK Office‘ werden wir nun den Blick nach vorne richten“, sagte Hassler.
Meilenstein zur Stärkung der engen Beziehungen
„Großbritannien ist für Baden-Württemberg ein wichtiger Handelspartner. Sowohl in der Export- als auch in der Importstatistik belegt das Vereinigte Königreich seit Jahren einen vorderen Platz“, so Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Rapp. „Wir müssen daher unser Engagement auf regionaler Ebene ausbauen, um die durch den Brexit entstandenen Handelshemmnisse zu reduzieren, um einen reibungslosen Austausch zu ermöglichen. Ich freue mich, dass die neue Repräsentanz in London unseren Unternehmen unterstützend zur Seite steht.“
„Ich freue mich, dass Baden-Württemberg nun eine Vertretung im Vereinigten Königreich hat. Das ist ein wichtiger Meilenstein, der unsere engen Beziehungen stärken wird“, so der britische Staatsminister für internationale Handelspolitik Greg Hands. „Es war fantastisch, das Büro in London offiziell zu eröffnen und Ministerpräsident Kretschmann zu begrüßen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm zu unseren gemeinsamen Prioritäten – von grüner Technologie und dem Kampf gegen den Klimawandel bis hin zu Wissenschaft und Innovation.“