Die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) ist von den European Reference Networks für ihre Expertise in der Versorgung kleiner Patienten mit seltenen Fehlbildungen und Erkrankungen der Verdauungsorgane sowie des Urogenitaltrakts ausgezeichnet worden. Spezialisten der UMM teilen ihre Erfahrungen auch mit Kliniken in ganz Europa. So helfen Mannheimer Kinderurologen und Kinderchirurgen mit, dass zum Beispiel Kinder mit Fehlbildungen an Speiseröhre, Darm, Niere oder Blase auch in anderen Teilen des Kontinents bestmöglich versorgt werden können.
Die Auszeichnungen für die UMM kommen von zwei Fachgesellschaften unter dem Dach des „European Reference Networks“: „ERNICA“ befasst sich mit den Organen des Verdauungstrakts, „ERN eUROGEN“ mit den Harnwegen sowie Geschlechtsorganen. „An der UMM haben wir besondere Expertise für zahlreiche thorakale, abdominelle, urogenitale und rektale seltene Erkrankungen und Fehlbildungen. Kinderchirurgen und Kinderurologen arbeiten dabei eng interdisziplinär zusammen“, erläutert Professor Dr. med. Michael Boettcher, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie. „Um betroffenen Kindern noch besser helfen zu können, stehen wir außerdem im Austausch mit Netzwerk-Mitgliedern aus ganz Europa. So können wir gemeinsam die Therapieoptionen für solche sehr seltenen Fehlbildungen weiter verbessern“, erläutert Professor Dr. med. Raimund Stein, Direktor des Zentrums für Kinder-, Jugend- und rekonstruktive Urologie.
Das Team der Kinder- und Jugendurologen der UMM ist unter anderem spezialisiert auf die Behandlung von Fehlbildungen des unteren Harntrakts wie der Blasenekstrophie, bei der sich während der Schwangerschaft die Bauchwand des Kinds nicht normal ausprägt: Die Harnblase liegt nach außen hin offen. Damit die betroffenen Kinder ihre Harnausscheidung kontrollieren können, sind mehrere Eingriffe erforderlich, um einen neuen Ausgang zur Entleerung zu schaffen. Nur wenige Fachzentren haben die erforderliche Expertise, um solche komplexen Verfahren und die anschließende lebenslange Nachsorge patientenorientiert umzusetzen.
Eine herausragende Kompetenz für zwei andere selten vorkommende Leiden hat ERNICA der UMM-Kinderchirurgie zuletzt neu bescheinigt. Das Zertifikat belegt, dass die UMM bei Kindern mit sogenannter familiärer adenomatöser Polyposis (FAP), bei der zahlreiche Polypen im Dickdarm auftreten, oder auch bei kleinen Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) den hohen Standard der Fachgesellschaft erfüllt. „Die Auszeichnung als Referenzzentrum für nun insgesamt 15 Fehlbildungen und Erkrankungen belegt die vielseitige Kompetenz und das große Engagement unseres Teams“, unterstreicht Boettcher.
„ERNICA“ steht für „European Reference Network for Rare Inherited and Congenital (digestive and gastrointestinal) Anomalies“, eine Fachgesellschaft mit 40 Mitglieds-Krankenhäuser in 12 europäischen Ländern. „ERN eUROGEN“ bezeichnet das „European Reference Network for Rare Urogenital Diseases and Complex Conditions“. In diesen Verbund bringen europaweit 57 Fachzentren ihre Expertise ein.