Industriegipfel im Kanzleramt: Medizintechnik als essenzielle Säule der Gesundheitswirtschaft stärker einbinden
Der heutige Industriegipfel im Kanzleramt ermöglicht führenden Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden, gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu diskutieren.
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und der Industrieverband SPECTARIS begrüßen diesen Gipfel als wichtigen Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, bedauern jedoch die mangelnde Repräsentation der industriellen Gesundheitswirtschaft im Allgemeinen und der Medizintechnik als wesentliche Säule der industriellen Gesundheitswirtschaft im Besonderen.
„Die COVID-19-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, welch essenzielle Bedeutung die industrielle Gesundheitswirtschaft für Gesundheit, Innovation und Arbeitsplätze in Europa hat und wie wichtig der Erhalt unserer Unternehmen am Standort in Deutschland ist“, erklärt Jörg Mayer, Geschäftsführer von SPECTARIS. Auch angesichts des demografischen Wandels sieht Mayer eine zunehmende Bedeutung der Medizintechnikindustrie für die Gesundheitsversorgung und Wertschöpfung in Deutschland und Europa. „Diese Relevanz muss sich auch in einer ambitionierteren Industriepolitik widerspiegeln, um die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit und nicht zuletzt die Versorgung der Menschen mit innovativer Medizintechnik langfristig zu sichern“, ergänzt BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll.
Angesichts der aktuellen Debatten zu Energiekosten, Bürokratieabbau und internationaler Wettbewerbsfähigkeit fordern die Verbände, die Medizintechnik-Branche als Leitindustrie anzuerkennen und industriepolitisch zu unterstützen. Die Branche leidet schon seit langem unter der zunehmenden Regulierungsdichte, die unter anderem in überbordenden Zulassungsvorschriften im Rahmen der Medizinprodukteverordnung (MDR) oder in stofflichen Vorgaben wie der pauschalen PFAS-Beschränkung deutlich wird. Das Ausmaß dieser und weiterer Regulierungen ist von den Medizintechnik-Unternehmen, aber auch von Firmen im Bereich der Analysen- und Labortechnik kaum mehr zu bewältigen und drängt sie zunehmend ins Ausland. Nur durch gezielte Verbesserungen der Rahmenbedingungen kann Deutschland seine Rolle als Innovationsstandort und seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
„Wir brauchen ein klares politisches Bekenntnis zum Medizintechnik-Standort Deutschland mit einer eigenständigen MedTech-Strategie“, betont Möll. „Die Branche steht anderen Herausforderungen gegenüber als beispielsweise die Pharmaindustrie oder die Biotechnologie als weitere Säulen der industriellen Gesundheitswirtschaft. Wir laden die Bundesregierung ein, den Dialog auf uns zu erweitern und die spezifischen Belange der Medizintechnik sowie der Analysen- und Labortechnik in die industriepolitische Agenda aufzunehmen“, ergänzt Mayer.