"Die Forschungsabteilung des Mittelstands“ – so werden sie im Koalitionsvertrag bezeichnet: die anwendungsorientierten, industrienahen Forschungseinrichtungen. Ihr Auftrag? Technologietransfer, also die Überführung von neuesten Technologien aus der Forschung in die Anwendung. Bei steigendem Wettbewerbsdruck – vor allem aus den USA und China – dringend notwendig. In den letzten Jahren wurde hier von Seiten der öffentlichen Hand gezielt investiert und mit der Förderung von Leuchtturm- und Verbundprojekten viel bewegt. Das zeigt die Bilanz der 12 industrienahen Forschungsinstitute der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW) eindrücklich: Mit einer Vielzahl öffentlich geförderten Projekte in den Zukunftsthemen des Landes haben sie die Innovationskraft der Wirtschaft und insbesondere des Mittelstands in Baden- Württemberg nachhaltig gestärkt. Für den wirkungsvollen Technologietransfer stehen auch die vielen Ausgründungen der Allianz: allein in den letzten 10 Jahren sind aus den Instituten der innBW über 30 neue Start-ups und Spin-offs entstanden – mit rund 500 neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Eine Zahl, die für sich spricht.
Budgetkürzungen bringen Innovationsökosystem aus dem Gleichgewicht
In Forschung und Politik sind sich alle einig, dass dieser Technologietransfer beschleunigt werden sollte. „Wir brauchen verstärkte Transferaktivitäten, sie sind entscheidend für unsere internationale Stellung als Leitmarkt und für unseren Einfluss auf technologische Standards“, erklärte unlängst der innovationspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Prof. Dr. Stephan Seiter mit Blick auf die „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation“ der Bundesregierung. Tatsächlich aber sieht die Prognose für die kommenden Jahre anders aus. Durch die knappe Haushaltslage werden bestehende Förderprogramme zum Teil massiv gekürzt. Im Land gehört dazu auch Invest BW, das bisher größte einzelbetriebliche Förderprogramm in der Geschichte Baden-Württembergs. Betrug das Volumen in Phase 1 und 2 zusammen 300 Mio. Euro, ist es aktuell, in der dritten Phase, bereits auf 30 Mio. Euro zurückgefahren. Für den kommenden Haushalt ist die Weiterführung gänzlich ungewiss. Andere, spezifischere Programme, vor allem im Bund, werden sogar ganz pausiert und auf null gefahren. Null Investition bedeutet ein Schrumpfen der Leistungsfähigkeit.
innBW fordert Gleichstellung mit anderen Forschungseinrichtungen
Was also tun? Prof. Dr. Katja Schenke-Layland, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Innovationsallianz Baden-Württemberg, hat hierzu eine klare Haltung: „Heute in die Forschung zu investieren, bedeutet morgen noch wettbewerbsfähig zu sein. Wir müssen den innovationsorientierten Politikansatz des Landes konsequent auszubauen.
Ohne entsprechende Förderung können wir unseren Auftrag, den Mittelstand mit den neuesten Technologien zu versorgen, nicht erfüllen.“
Ein weiterer Hebel ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen. Gleichbehandlung mit den Großforschungseinrichtungen gehört dazu. Die Förderquote, die festlegt, wie hoch die Beteiligung der öffentlichen Hand an Projektkosten ist, liegt bei anderen Forschungseinrichtungen wie beispielsweise der Fraunhofer-Gesellschaft meist bei 100 %. Bei den Instituten der Innovationsallianz bei ca. 75 % oder auch darunter. Diese Ungleichbehandlung stößt auch bei den Abgeordneten auf Unverständnis.
Auch beim Zugang zu Förderprogrammen gibt es Ungleichheiten. Das betrifft beispielsweise das Programm VIP+ des Bundesforschungsministeriums. Stand heute sind die Institute der Innovationsallianz hier nicht antragsberechtigt. Dazu kommt das leidige Thema Besserstellungsverbot, das die Institute der Innovationsallianz im Kampf um Spitzenkräfte de facto schlechter stellt als Bund-Länder-geförderte Forschungseinrichtungen.
Beim Landtagslunch stießen die InstitutsleiterInnen der innBW auf offene Ohren bei den Landtagsabgeordneten. Mit Blick auf die aktuell laufenden Haushaltsverhandlungen bleibt so die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation.
Über die innBW
Die Innovationsallianz Baden-Württemberg ist ein Verbund aus 12 außeruniversitären wirtschaftsnahen Forschungsinstituten mit insgesamt 1.500 MitarbeiterInnen. Die Gemeinsamkeit: Sie alle sind unabhängige, anwendungsorientierte Forschungs- einrichtungen, die vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg gefördert werden, da sie eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung für kleinere und mittelständische Unternehmen im Land einnehmen. Die Institute orientieren sich am Bedarf der Wirtschaft und erschließen Technologiefelder, die für die Wirtschaft bedeutsam werden. Mit rund 4.850 Industrieprojekten in den Zukunftsfeldern Gesundheit und Pflege, Nachhaltige Mobilität, Energie und Umwelttechnologie sowie Information und Kommunikation leistet die innBW einen wichtigen Beitrag zur Wirtschafts- und Innovationskraft des Landes. Für die Entwicklung innovativer Produkte stehen die Querschnittstechnologien Werkstoffe und Oberflächen, Mikrosystemtechnik/-elektronik, Digitalisierung, Nanotechnologie, Biotechnologie, Photonik, Produktionstechnik und Managementsysteme im Fokus. Von 2013 bis 2023 wurden allein 31 Firmen ausgegründet.