Rund die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat eingeschränkte Fähigkeiten, digital Gesundheitsinformationen aufzufinden, sie zu verstehen und dementsprechend aufgeklärt zu handeln. Die Landesregierung und die Europäische Union investieren mehr als fünf Millionen Euro in Projekte, welche die digitale Gesundheitskompetenz fördern. Damit nimmt Baden-Württemberg eine bundesweite Spitzenposition bei der Vermittlung von Digitalkompetenz im Gesundheitswesen ein.
Mehr als 5 Millionen Euro für Projektförderung
„Die Digitalisierung hat durch die Corona-Pandemie in sämtlichen Bereichen einen deutlichen Schub bekommen. Es ist daher entscheidend für uns, dass vor allem das Gesundheitswesen und die Pflege angesichts der alternden Gesellschaft von den Chancen der Digitalisierung profitieren“, sagte Gesundheits- und Sozialminister Manne Lucha. Nach Einführung der elektronischen Patientenakte zum 1. Januar 2021 und des elektronischen Rezepts spätestens zum 1. Januar 2022 gehe es jetzt darum, diese und weitere digitale Innovationen im Gesundheitsbereich in die Fläche zu bringen.
„Die Projekte sind ein wichtiger Baustein, damit die digitale Vernetzung von Gesundheitsinformationen und Gesundheitsdaten unsere medizinische Versorgung weiter voranbringt. Von einer starken Rolle der Universitätsmedizin bei der Digitalisierung profitieren dann letztlich alle Bürgerinnen und Bürger“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Sechs mit insgesamt mehr als fünf Millionen Euro geförderte Projekte stärken die digitale Kompetenz von Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden und weiteren Leistungserbringenden.
Baden-Württemberg unterstützt mit Fördermitteln
Das Projekt „Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz bei Patient*innen und Bürger*innen in Baden-Württemberg“ der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) bietet digitale Gesundheitsanwendungen zum Anfassen. Dabei kommt beispielsweise ein DigitalHealth-Bus zum Einsatz, der an öffentlichen Plätzen die Möglichkeit bietet, verschiedene Gesundheitsanwendungen auszuprobieren. Auch die Schulung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Gesundheitswesen, die Einrichtung von Showrooms und die Einrichtung von digitalen Betreuungsplattformen gehören zu den Projektinhalten. Das Projekt erhält im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort BW Mittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro.
EU-Fördermittel für Leistungserbringende
Der Fonds REACT-EU des Europäischen Sozialfonds trägt dazu bei, die sozialen Folgen der COVID-19-Pandemie zu bewältigen und eine nachhaltige, digitale und stabile Erholung der Wirtschaft vorzubereiten. Das Ziel der Förderlinie „Digitale Befähigung in Medizin und Akutpflege“ ist es, Strategien, Programme und Angebote zur digitalen Befähigung von Leistungserbringenden, Studierenden und Auszubildenden zu entwickeln. Fünf Projekte erhalten von der EU Unterstützung in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro. Die Projekte sollen zum 1. Juli starten:
- DIKOMED-BW
- DIGI-KULTur
- Digitale Kompetenz als Bestandteil des Lehrplans der Pflegeschule der DAA Singen
- „Digitale Befähigung von Pflegefachkräften und von Auszubildenden der generalistischen Pflegeausbildung für die Anwendung digitaler Tools in der Akutpflege“
- „Digitale Qualifizierung von Pflegefachpersonen in Akutpflege und Langzeitpflege sowie weiteren sozialpflegerischen Berufen“
Unterschiede bei digitaler Gesundheitskompetenz
Laut einer im Dezember 2020 veröffentlichten Studie des AOK-Bundesverbandes hat mit 52 Prozent gut die Hälfte der Befragten nur eine eingeschränkte digitale Gesundheitskompetenz. Jüngere sowie Frauen und Menschen mit höherem Einkommen und besserer Bildung zeigen laut Studie tendenziell eine größere Digitalkompetenz. Personen mit sehr gutem oder gutem Gesundheitszustand weisen eine bessere digitale Kompetenz auf als Menschen mit mittelmäßigem oder schlechtem Gesundheitszustand. Gut die Hälfte der Personen ohne chronische Erkrankung verfügen über eine hohe oder sehr hohe digitale Gesundheitskompetenz. Bei Menschen mit mehreren chronischen Krankheiten sind es lediglich 43 Prozent.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg fördert mit dem Projekt gesundaltern@bw der Landesanstalt für Kommunikation die digitale Kompetenz vorrangig von Seniorinnen und Senioren. Das Projekt umfasst einen informellen Teil mit Infoveranstaltungen und Workshops, den Aufbau von Multiplikatorennetzwerken und die Ausrichtung von Bürgerwerkstätten und Stakeholderkonferenzen. Ein weiteres, bereits laufendes Projekt im Bereich der Langzeitpflege ist der Ausbau des im August 2020 gegründeten „Landeskompetenzzentrums Pflege & Digitalisierung“ (PflegeDigital@BW) in Tübingen. Ziel von PflegeDigital@BW ist es, Beschäftigte in der Langzeitpflege im Prozess der digitalen Transformation des Pflege- und Gesundheitswesens praxisnah zu unterstützen.