Herzrhythmusstörungen gehören zu den häufigsten kardiologischen Beschwerden. Mit einem Herzschrittmacher lassen sie sich meist gut behandeln. Am Universitäts-Herzzentrum (UHZ) des Universitätsklinikums Freiburg werden jedes Jahr rund 1.300 Herzschrittmacher implantiert. Nun konnten die Herzspezialist*innen dort zum ersten Mal in Baden-Württemberg einen neuentwickelten elektrodenlosen Herzschrittmacher erfolgreich in der Behandlung einer Patientin einsetzen. Aufgrund seiner kompakten Form bringt das Modell sowohl für die Patient*innen als auch für die Kardiolog*innen einige Vorteile mit sich. Die Kosten für die Implantation des Modells übernehmen bei geeigneter Symptomatik die Krankenkassen.
Konventionelle Herzschrittmacher bestehen aus einem Pulsgeber, der im Brustbereich platziert ist, und den davon ausgehenden Drähten, die mit dem Herzen verbunden sind. Seit 2015 implantieren die Kardiolog*innen des Universitäts-Herzzentrums elektrodenlose Herzschrittmacher, die ohne Drähte auskommen und somit kompakter sind.
Präzises Einsetzen und lange Lebensdauer
„Mit dem neuentwickelten Modell eines elektrodenlosen Herzschrittmachers können wir nun eine noch bessere Versorgung garantieren“, sagt Prof. Dr. Dirk Westermann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg, „weshalb wir uns besonders freuen, als erste Klinik in Baden-Württemberg diese Therapie anbieten zu können.“
Dank der geringen Größe des neuentwickelten elektrodenlosen Herzschrittmachers von etwa 1,5 Zentimetern ist eine Implantation direkt in die rechte Hauptkammer des Herzens möglich. Zudem kann er während der Implantation präzise an die gewünschte Position angepasst und bei Bedarf später wieder entfernt werden, ohne das umliegende Gewebe zu verletzen. „Es ist das erste Modell eines Herzschrittmachers, welches eine solche Feinjustierung zulässt und somit den Eingriff erleichtert“, sagt Dr. Christian Restle, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Die Lebensdauer des Geräts wird auf mehr als 17 Jahre geschätzt, bei herkömmlichen Herzschrittmachern ist ein Batteriewechsel unter Umständen früher erforderlich.
Herzrhythmusstörungen und die Folgen
In der Regel liegt der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Bei bestimmten Erkrankungen, etwa des Sinusknotens – ein im Herz lokalisiertes Geflecht von Zellen und natürlicher Taktgeber des Herzens – kann die Frequenz unter 60 Schläge pro Minute fallen. Mögliche Folgen sind zum Beispiel Schwindel, Müdigkeit, Atemnot oder Ohnmacht. Eine effektive Behandlung ist die Implantation eines Herzschrittmachers, der bei einer zu langsamen oder fehlenden Herzfrequenz elektrische Impulse an den Herzmuskel abgibt und die Symptome von Herzrhythmusstörungen lindert.