Ob eine Psychotherapie anschlagen wird, lässt sich mit Hilfe von Maschinellem Lernen gut vorhersagen
Psychotherapie ist sehr effektiv, aber nicht alle Menschen profitieren gleichermaßen von ihr. Ob eine Psychotherapie erfolgreich sein wird, kann man jedoch mit Hilfe von Maschinellem Lernen besser vorhersagen als mit klassischen Methoden. Das haben klinische Psychologen um Prof. Dr. Georg W. Alpers von der Universität Mannheim in einer neuen Studie herausgefunden.
Zwei große Fragen in der Psychotherapieforschung sind, welche Patientin oder welcher Patient von einer Behandlung am meisten profitiert und welche Faktoren den Erfolg der Therapie bestimmen. Denn nicht alle Menschen profitieren gleich viel von einer psychotherapeutischen Intervention. Maschinelles Lernen (ML) bietet eine vielversprechende Ergänzung zu den klassischen Methoden und macht eine gute Vorhersage des Therapieerfolgs möglich. Das hat das Team um Prof. Dr. Georg W. Alpers im Rahmen einer groß angelegten Studie mit Daten von 685 ambulanten Patientinnen und Patienten herausgefunden. Die Studie wurde in der neuesten Ausgabe des renommierten Fachjournals Behaviour Research and Therapy veröffentlicht.
In ihrer Untersuchung trainierten die Forschenden mehrere ML-Modelle mit Daten von Patientinnen und Patienten, die routinemäßig zu Beginn der Therapie erhobenen wurden und verglichen die Prognosen mit den tatsächlichen Therapieergebnissen. „Die Vorhersage war erstaunlich präzise: Das beste Modell erreichte eine Genauigkeit von 69 Prozent“, konstatiert Friedrich-Samuel Taubitz, Doktorand am Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie und Psychotherapie, der die Studie geleitet hat. „Unsere Studie stellt einen wesentlichen Baustein für die Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Praxis dar“, fasst Lehrstuhlinhaber Prof. Alpers zusammen.
Doch was passiert mit Patientinnen und Patienten, die nach der ML-Prognose eine schlechte Aussicht auf einen Therapieerfolg haben? „Wir machen uns dafür stark, ungünstige Krankheitsverläufe so früh wie möglich zu identifizieren“, so Alpers. „Denn niemand darf verlorengehen.“ Ist die Chance auf einen Therapieerfolg ungewöhnlich niedrig, könne man die Betroffenen intensiver begleiten und den Therapeuten gegebenenfalls weitere Unterstützung an die Hand geben.
Durchgeführt wurde die Studie am Otto-Selz-Institut der Universität Mannheim (OSI). Hier sind Forschung, Lehre und Therapie unter einem Dach vereint. Die psychologische Ambulanz am OSI bietet Therapiemöglichkeiten für Erwachsene, Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen.