Verbesserung der Sepsis-Therapie: Weitere Kliniken beteiligen sich an aufwendiger Studie
Die Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ läuft seit März 2022 und soll die Frage klären, ob mit innovativer, digitaler Erregerdiagnostik Verbesserungen bei der Sepsis-Diagnostik und der anschließenden Behandlung erreicht werden können. Künftig beteiligen sich fünf weitere Studienzentren an der DigiSep-Studie.
Mit Hilfe digitaler Erregerdiagnostik können innerhalb von 24 Stunden mehr als 1.500 Keime erkannt werden. So liegen sehr zeitnah präzise Informationen über die Art und Menge der Krankheitserreger im Blut vor, wodurch eine passgenaue Antibiotika-Therapie durchgeführt werden kann. Fünf neue Studienzentren beteiligen sich nun an der DigiSep-Studie: das Universitätsklinikum Heidelberg, die Medizinische Hochschule Hannover, das Universitätsklinikum Bonn, das Klinikum Heidenheim sowie die Universitätsmedizin Göttingen. Dies gab die DigiSep-Konsortialführung auf dem 2. Essener Sepsis-Symposium am 19. Oktober 2022 bekannt. Der Konsortialführer des mit 3,1 Millionen Euro geförderten DigiSep-Projekts ist die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Essen. Als Konsortialpartner sind der Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und das Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg, die AOK Rheinland/Hamburg, die BARMER und die Techniker Krankenkasse (TK) an dem Projekt beteiligt. Das Biotechnologie-Unternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seine digitale Diagnostikplattform DISQVER bei, die eine CE-Kennzeichnung für In-vitro-Diagnostika (IVD) besitzt.
Alle sieben Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einer Sepsis – umgangssprachlich häufig Blutvergiftung genannt. Mit ca. 75.000 erfassten Todesfällen pro Jahr stellt die Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar. Dabei wären mindestens 20.000 Sepsis-Fälle durch eine frühzeitige Erkennung, adäquate Präventionsmaßnahmen (wie z.B. Impfungen oder die Prophylaxe von Krankenhausinfektionen) sowie bessere Behandlungsmethoden vermeidbar. Kampagnen wie z.B. #DeutschlandErkenntSepsis oder Veranstaltungen wie das Essener Sepsis-Symposium klären über die verschiedenen Sepsis-Symptome, die Möglichkeiten zur Diagnosestellung sowie die aktuellen Behandlungs- und Präventionsmethoden auf.
„Sepsis ist ein absoluter Notfall und muss als solcher frühestmöglich erkannt und behandelt werden. Dabei sind wir alle gefragt, da jeder Mensch, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, ob zuhause oder im Krankenhaus, an einer Sepsis erkranken kann“, betont Prof. Dr. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen und Leiter des DigiSep-Forschungsprojekts. „Von ganz besonderer Bedeutung ist es, die Diagnostik bei einer Sepsis zu verbessern. Wir freuen uns daher sehr darüber, weitere Partner für die DigiSep-Studie gewonnen zu haben.“
Neben den fünf Studienzentren sollen bis zu 20 weitere Kliniken, bei denen derzeit alle notwendigen Vorbereitungen für einen Studienstart getroffen werden, bis Anfang 2023 hinzukommen.
DigiSep
In die DigiSep-Studie sollen 410 an Sepsis erkrankte Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden. Bei der einen Hälfte kommt ausschließlich die derzeitige Standarddiagnostik, z.B. Blutkulturen, zum Einsatz. Bei der anderen Hälfte erfolgt zusätzlich zur Standarddiagnostik noch eine digitaler Erregertestung mittels Next Generation Sequencing (NGS). Das Forschungskonsortium erwartet durch die DigiSep-Studie Erkenntnisse darüber, wie sich der innovative Diagnostikansatz auf die Sterblichkeit der Sepsis-Patientinnen und -Patienten, die Dauer einer Antibiotika-Therapie, das Auftreten von schwerwiegenden Komplikationen (wie z.B. akutes Nierenversagen) und die Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt. Das DigiSep-Projekt wird mit ca. 3,1 Millionen Euro vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert, dem höchsten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er entscheidet, welche Leistungen gesetzlich Krankenversicherte beanspruchen können.