Gemäß seiner Mission, Spitzenforschung und optimale Krankenversorgung zum Wohle der Erkrankten und Gesellschaft zu leisten, plant das HIH nun, seine Forschungsstrukturen weiterzuentwickeln. Bundesweit gilt es als Vorreiter einer erfolgreich gelebten Translation in der Neuromedizin. Das HIH feierte sein 20-jähriges Jubiläum am Mittwoch, 04. Mai 2022, mit einem Festakt in Anwesenheit von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
„Seit 20 Jahren leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hertie-Instituts für Hirnforschung hervorragende Arbeit in der Spitzenforschung und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Institut sich im Bereich der Neurowissenschaften einen exzellenten Ruf erworben hat. Das Institut leistet hier einen entscheidenden Beitrag zur Forschungsexzellenz Baden-Württembergs. Damit dies auch in Zukunft gesichert werden kann, steigt das Land von diesem Jahr an in die dauerhafte Finanzierung mit ein“, so Ministerin Bauer während der Veranstaltung in der Neuen Aula der Universität Tübingen.
„Wir freuen uns natürlich sehr über die Aufnahme in den Landeshaushalt“, erklärt Professor Dr. Thomas Gasser, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Neurologie. „Nun können wir unseren systematischen Ansatz der translationalen Forschung und Versorgung strategisch erweitern und so auch künftig den Herausforderungen der klinischen Hirnforschung begegnen zum Wohl der Patientinnen und Patienten."
Das HIH wurde 2001 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, dem Land Baden-Württemberg, der Eberhard Karls Universität und ihrer medizinischen Fakultät sowie dem Universitätsklinikum Tübingen gegründet. Mit der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen bildet es das Zentrum für Neurologie. Diese strukturelle Verknüpfung ermöglicht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse rasch in die klinische Praxis überführt werden können und Patientinnen und Patienten direkt von neuen Forschungsergebnissen profitieren.
In Zukunft wird sich das Zentrum noch mehr der Entwicklung von Strategien zur Früherkennung, Prävention und Rehabilitation neurologischer Erkrankungen widmen und sich bei dem Ausbau seines Forschungs- und Versorgungsspektrums auf zwei Zukunftsfelder konzentrieren: auf die systembasierte Neuromedizin sowie auf die an den individuellen Krankheitsursachen ansetzenden, personalisierten Medizin. Dafür werden neue Arbeitsgruppen und Strukturen eingerichtet.
In der personalisierten Medizin wird gezielt und individuell die Krankheitsursache der betroffenen Person therapiert. Das kann zum Bespiel ein seltener Gendefekt sein, der zur Erkrankung führt.
Die systembasierte Neuromedizin zielt hingegen darauf ab, das erkrankte Gehirn oder Nervensystem als Ganzes zu behandeln, etwa mit Hilfe von innovativen Neuroprothesen. Neben der Stärkung dieser beiden methodischen Zukunftsfeldern wird das Institut zudem die Digitalisierung vorantreiben und Methoden des Maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz integrieren.
„Bei seiner Weiterentwicklung kann das Zentrum für Neurologie auf seine langjährige herausragende Expertise in den klinischen Neurowissenschaften aufbauen“, sagt Professor Dr. Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät Tübingen. „Das Erfolgsmodell HIH hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der Standort Tübingen zu einem Leuchtturm der Neurologischen Forschung mit internationalen Bekanntheitsgrad entwickeln hat.“
Das HIH feierte am Mittwoch, 04. Mai 2022, sein 20-jährigen Jubiläum mit einem Festakt in der Neuen Aula der Universität Tübingen. Die Präsenzfeier war aufgrund der Pandemie vom Jahr 2021 in dieses Frühjahr verlegt worden. Neben Vertretenden aus Politik und Wissenschaft war Frank Elstner prominenter Gast der Veranstaltung. Der bekannte Fernsehmoderator berichtete im Dialog mit dem Vorstandsvorsitzenden Professor Dr. Thomas Gasser über seine Erfahrungen mit Parkinson.
„Ich gehörte zu 400.000 Parkinsonerkrankten in Deutschland. Eigentlich ein Zufall, dass ich die Krankheit bekommen habe; man weiß noch gar nicht genau, woher sie kommt“, sagt Elstner, der 2015 die Diagnose erhielt. „Mit gezielter Physiotherapie, angepasster Ernährung, den richtigen Medikamenten und der richtigen Einstellung zur Krankheit kann man selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern. Aber ich weiß, wie wichtig Forschung ist. Wenn wir in den nächsten Jahren genügend in das fehlende Wissen von Parkinson investieren, dann wird diese Krankheit vielleicht eines Tages heilbar sein.“
„Die Zukunft der Medizin liegt in den personalisierten Therapien, die an der individuellen Ursache der Erkrankung ansetzen. Darüber hinaus ist in unserer alternden Gesellschaft der Schritt von der kurativen zur präventiven Medizin von großer Bedeutung“, ergänzt Neurologe Gasser. „Den Menschen ist am besten geholfen, wenn sie gar nicht erst krank werden. Die Weichen hierfür werden jetzt gestellt."